Brezen für den Karneval in Rio

Brasilien ist in Deutschland eher für seinen Karneval, lange Sandstrände und den Samba bekannt. Dass es dort auch sehr gute Handwerksbäcker gibt, zeigte sich allerdings bei einem Besuch der Südamerikaner in der verbandseigenen Bäckerakademie Lochham. Begrüßt wurde die Gruppe durch den Landesinnungsmeister der Bayerischen Bäcker, Heinrich Traublinger jun. und den Verbandsgeschäftsführer Stephan Kopp.

Brezen für den Karneval in Rio

Bereits beim Rundgang durch die Schule zeigte sich, dass die Herzen der brasilianischen Besucher genauso intensiv für das genussvolle Handwerk schlagen. Es wurde nicht nur probiert, sondern auch nach den entsprechenden Mehlen und Herstellungsprozessen sowie den Maschinen gefragt. Besonders im Blickwinkel standen die Verarbeitung von Sauerteig und das Thema Urgetreide. Interessant war beispielsweise, dass in Brasilien Holz nicht verwendet werden darf, sondern vorwiegend auf Edelstahl gearbeitet wird. Akademieleiter, Bäckermeister Sven Georgi, zeigte die modernen Schulungsräume, die erst 2015 umgebaut und ständig auf aktuellem Stand gehalten werden und erklärte den Praxis- und Theorieunterricht der Meisterausbildung in Deutschland.

 

Im anschließenden Gespräch, das Stephan Kopp mit einem Vortrag über das deutsche Bäckerhandwerk einleitete, wurde deutlich, dass die handwerklichen Bäcker oft ähnliche Probleme haben. Der Geschäftsführer sprach hier vor allem die steigenden Energiekosten, den Fachkräftemangel und die „überbordende Bürokratie“ an: „Mittlerweile zeigen Studien, dass ein Mittelständler 12 Stunden in der Woche nur mit bürokratischen Herausforderungen belastet ist.“ Die gesetzlichen Vorschriften würden sich oft an den industriellen Großbetrieben orientieren und die kleinen Betriebe verschwänden aus dem Blickwinkel der Politiker, so Kopp.

Diese Probleme habe es in Brasilien vor fünf Jahren auch gegeben, war aus der Gruppe zu hören. Die verantwortlichen Politiker seien allerdings mittlerweile abgewählt und die Herausforderungen dadurch kleiner geworden. Die Energiekosten seien aber in Brasilien ebenfalls gestiegen, wobei großes Erstaunen über die enormen Preise in Deutschland herrschte. Geschäftsführer Kopp zeigte auf, dass in Bayern mit dem Projekt „Alarmstufe Brot“ der Politik dieses Problem deutlich aufgezeigt wurde. „Dass diese hohen Energiekosten zu einem Sterben der kleinen familiengeführten Handwerksbäcker führen könnte, war vielen politisch Verantwortlichen nicht bewusst.“

 

Der über die Handwerkskammer für München und Oberbayern organisierte Austausch brachte beiden Seiten viele neue Eindrücke. „Man muss das Rad nicht neu erfinden, wenn andere in diesen Bereichen schon Erfahrungen gesammelt haben, sondern sollte voneinander lernen“, unterstrich Stephan Kopp. Dass der Austausch für beide Seiten wertvoll ist, zeigte sich daran, dass das Angebot, eine Reise zu den brasilianischen Handwerksbäckern zu starten, bereits ausgesprochen wurde. Vielleicht gibt es ja beim brasilianischen Karneval bald Brezen und Sauerteigbrot.

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