Bayerische Bäcker verschaffen sich Gehör

Die aktuellen Herausforderungen des Bäckerhandwerks stellte Landesinnungsmeister Heinrich Traublinger jr. In den Mittelpunkt der Obermeistertagung in Taufkirchen. Deutlich schloss er sich dabei dem Motto der Bauernproteste „Zu viel ist zu viel“ an und zeigte die vielen Aktivitäten des Landesinnungsverbandes in diesem Zusammenhang auf.

Höhepunkt war neben der Teilnahme an den Protestkundgebungen des Bayerischen Bauernverbandes in München, Augsburg und Nürnberg das Treffen von Heinrich Traublinger jr. mit Ministerpräsident Markus Söder und der bayerischen Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber. Neben den bürokratischen Belastungen für Handwerksbetriebe durch Statistiken und Gesetze, schilderte der Landesinnungsmeister auch die Probleme durch die Erhöhung der Gastro-Mehrwertsteuer sowie weiter steigende Rohstoff- und Energiekosten. Söder habe den Handwerksbäckern seine Unterstützung zugesagt und die aktuellen Regelungen als „fehlgeleitete Politik der Ampel“ bezeichnet. Er werde sich für einen Mittelstandsstrompreis einsetzen, konnte Traublinger berichten.

Ein großes Podium bot sich den Ernährungshandwerken auch bei den Protestaktionen der Bauern, an denen man sich gemeinsam mit den Ernährungshandwerken und der Dehoga Bayern beteiligte. „Die Bauern und das Handwerk stehen vor ähnlichen Problemen und das konnten wir vor tausenden Demonstranten deutlich machen“, freute sich Traublinger, der in München und Nürnberg auf der Bühne sprach. Er dankte seinem Stellvertreter Günter Wagner, der in Augsburg auf zu den Teilnehmern sprach, und den Obermeistern, die sich regional an den Aktionen beteiligten.

Weiterhin habe man die Möglichkeit wahrgenommen, sich sowohl mit dem Arbeitskreis Wirtschaft der CSU-Fraktion als auch verschiedenen Abgeordneten zu treffen. So zum Beispiel im Rahmen der Grünen Woche in Berlin, wo unter anderem beim Bayerischen Staatsempfang Gespräche mit Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger und dem Vorsitzenden der CSU-Landesgruppe im Deutschen Bundestag, Alexander Dobrindt, stattfanden.

„All diese Beispiele zeigen, dass wir als Handwerk wahrgenommen und gehört werden“, betonte Heinrich Traublinger. Dies sei für die handwerklichen Familienbäckereien wichtig. Nur so könne man die Probleme an den richtigen Stellen anbringen und damit Wege für eine Lösung bereiten.

Der neue Tarifvertrag, der für eine Laufzeit vom 1. Dezember 2023 bis 30. April 2025 geschlossen wurde, sieht eine Lohn-/Gehaltserhöhung von monatlich EUR 200,00 brutto für die Angestellten in allen Lohngruppen seit 1. Februar 2024 vor. Ab 1. November 2024 erhalten die Angestellten in allen Lohngruppen eine weitere Erhöhung von monatlich EUR 50,00 brutto. Traublinger sieht dies als schmerzlichen Kompromiss.

Geschäftsführer Stephan Kopp zeigte in seinem Bericht die gute Arbeit der Geschäftsstelle auf und dankte den Mitarbeitern. Der Bayerische Bäckerverband bestehe aktuell aus 45 Mitgliedsinnung mit 1284 Betrieben, wobei Fusionen in Unterfranken geplant seien. Sowohl die Zahl der Mitgliedsbetriebe als auch die Zahl der Auszubildenden wären weiter gefallen, so Kopp. Besonders drastisch sei der Rückgang bei den Auszubildenden, der in den letzten zehn Jahren von 1765 (2013) auf 880 (2023) um 50,1 Prozent zurückgegangen sei. Im Fachverkauf sehe es noch schlimmer aus: Von 2582 (2013) auf 880 (2023) wäre hier ein Rückgang von 65.9 Prozent zu verzeichnen, unterstrich der Geschäftsführer. Die Umsatzentwicklung sehe hingegen leicht positiv aus.

Die wichtigsten drei Säulen der Unterstützung für die Betriebe durch den Landesinnungsverband sieht Kopp momentan im Rahmenvertrag Strom, die Betriebsberatung und die Forderung des Verbandes nach einem Mittelstandsstrompreis. Besonders die Betriebsberatung durch die Mitarbeiter Walter Gossmann und Helmut Weißgerber zu Themen wie Betriebsnachfolge, Wertermittlungen, Berechnungen von Pachtvorschlägen sowie betriebswirtschaftliche Beratung werde sehr gut nachgefragt.

Fachlich beschäftigten sich die Obermeister am Nachmittag mit den Risiken der Cyber-Kriminialität. Die gezielten Angriffe von Hackern auf mittelständische Betriebe hätten massiv zugenommen, machte Jürgen Pfister von der NSide Attack Logic GmbH deutlich. Oliver Schneider von der RiskWorkers GmbH zeigte in seinem Vortrag auf, wie man mit einem Angriff und einer Cyber-Erpressung am besten umgehen kann. Möglichkeiten der Versicherung für solche Fälle zeigte Christian Stadlhofer von der HDI Deutschland Vertrieb AG auf.

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